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Der Pflegereport des Medizinischen Dienstes Nordrhein

Der erste Pflegereport des Medizinischen Dienstes Nordrhein ist erschienen. Als Gutachterdienst fokussieren wir uns auf Pflegebegutachtungen und haben Einblicke aus erster Hand: Wir evaluieren nicht nur Zahlen zur Pflegebedürftigkeit, sondern auch die Erfahrungen der Gutachterinnen und Gutachter. Über 1.051 Pflegebegutachtungen von ambulant versorgten Versicherten im Hausbesuch wurden ausgewertet.

Pflegereport 2023: Die wichtigsten Erkenntnisse

  1. Der Pflegebedarf nimmt zu. Menschen, die einen Pflegegrad beantragen, werden jünger.
  2. Arthrose als Hauptdiagnose für Pflegebedürftigkeit wird häufiger - bei Frauen und Männern.
  3. Pflegebedürftige versuchen, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben.
  4. Die Pflegebedürftigkeit bei Kindern hat sich binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt.
  5. Bei Kindern ab dem Grundschulalter zeigt sich seit der Pandemie ein Anstieg von ADHS-Fällen.

 

Pressemitteilung zum Pflegereport

Pflegereport zeigt: Pflegebedarf in Nordrhein steigt - mehr Beratung gefragt

Der Pflegebedarf ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen und hat sich stark verändert. Die Menschen in Nordrhein werden früher pflegebedürftig und chronische Gelenkerkrankungen haben bei den Pflegebedürftigen zugenommen.

Das zeigt der Pflegereport „Pflegebegutachtungen 2023“, den der Medizinische Dienst Nordrhein veröffentlicht. Hierfür wurden die Gutachten zur Einstufung in einen Pflegegrad von 2019 bis 2023 ausgewertet.

Der steigende Pflegebedarf spiegelt sich in den Begutachtungszahlen des Medizinischen Dienstes Nordrhein wider. Von 2019 bis 2023 ist die Zahl an Gutachten um 48,5 Prozent auf mehr als 395.000 gestiegen. Die Menschen in Nordrhein werden früher pflegebedürftig als noch vor fünf Jahren und leiden meist unter mehreren chronischen Erkrankungen. So hat insbesondere bei Frauen Polyarthrose, eine chronische Gelenkerkrankung, deutlich zugenommen. Depressive Störungen machen zwar nur einen kleinen Teil der pflegebegründenden Diagnosen aus, doch auffallend ist ihr starker Zuwachs. Vor allem jüngere Menschen werden aufgrund von Depressionen pflegebedürftig.

Die meisten Pflegebedürftigen sind Frauen. Es gibt heute gut doppelt so viele betroffene Frauen wie 2019 und fast jede zweite lebt allein. Pflegebedürftige versuchen in der Regel, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Doch gerade bei der ersten Einstufung in einen Pflegegrad zeigt sich, dass häufig einfachste Hilfsmittel fehlen, um die Pflege zu erleichtern und das Leben in den eigenen vier Wänden weiterhin möglich zu machen. Es sind Hilfsmittel wie Rollatoren, Hausnotrufe, Duschhocker oder Toilettensitzerhöhungen, die durch die Gutachterinnen und Gutachter des Medizinischen Dienstes empfohlen werden. Sie stellen auch fest, dass bei Pflegebedürftigen und Angehörigen ein hoher Bedarf an Koordination und an Beratung besteht. Bei Fragen etwa zum Leistungsspektrum der Pflegeversicherung, zu Zusatzkosten und zu Entlastungs- oder Unterstützungsangeboten fühlen sich die Betroffenen nicht ausreichend informiert.

Der Pflegereport macht klar: Pflege ist zwar hauptsächlich ein Thema des hohen Alters, doch auch die Zahl der Gutachten bei Kindern hat sich von 2019 bis 2023 mehr als verdoppelt. 2023 waren es rund 21.800 Kindergutachten. Der überproportionale Anstieg von Entwicklungsstörungen und ADHS führte insgesamt zu mehr Gutachten zur Pflegebedürftigkeit bei Kindern. Auffallend ist ihr sprunghafter Anstieg in den Jahren 2021 und 2022, also nach der Coronapandemie.

Die Erkenntnisse des Pflegereports lassen Rückschlüsse auf die zukünftige Versorgung zu: Die stetig wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und steigender Fachkräftemangel machen eine gute Gesundheitsvorsorge immer wichtiger. Der Bedarf an ambulanten Pflegediensten oder Tagespflegeeinrichtungen wird weiter steigen. Dementsprechend ist es eine wesentliche Herausforderung für die Politik, den Ausbau ambulanter Pflegeangebote zu fördern. Gleichzeitig muss der Vereinsamung von Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen entgegengewirkt werden, denn durch die Pflegebedürftigkeit reduzieren sich die Außenkontakte deutlich. Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen der Gutachterinnen und Gutachter, dass sich Betroffene bei der Organisation der Pflege häufig alleingelassen fühlen.

Weitere Reports des Medizinischen Dienstes Nordrhein

Neben dem Pflegereport zum Fokusthema Pflegebegutachtungen veröffentlichen wir regelmäßig Reports rund um die Kompetenzthemen des Medizinischen Dienstes.

Pressekontakt

Kontakt

Dr. Barbara Marnach
Pressesprecherin des Medizinischen Dienstes Nordrhein

Medizinischer Dienst Nordrhein
Berliner Allee 52
40212 Düsseldorf

Telefon: 0211 1382-196

E-Mail: b.marnach(at)md-nordrhein.de