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Überblick zur Pflegequalität in Nordrhein

Der Medizinische Dienst Nordrhein veröffentlicht erstmals die Ergebnisse der Pflegequalitätsprüfungen in einem Report. Die Zusammenstellung gibt einen Einblick in die pflegerische Versorgung und ihrer Qualität in Nordrhein.

Rund 1,2 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind pflegebedürftig, über 670.000 davon leben in Nordrhein. Sie vertrauen darauf, dass sie in Pflegeeinrichtungen und von ambulanten Diensten gut versorgt werden. Als verpflichtende Qualitätssicherung hat der Gesetzgeber festgelegt, dass der Medizinische Dienst stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste einmal im Jahr prüft. Ziel ist es, die Qualität der Versorgung und die Transparenz zu steigern.

Der Medizinische Dienst Nordrhein hat jetzt erstmals die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen in einem Report veröffentlicht. Die Zusammenstellung gibt einen Einblick in die pflegerische Versorgung und ihrer Qualität in Nordrhein. Sowohl stationäre Einrichtungen als auch ambulante Dienste leisten grundsätzlich eine gute pflegerische Versorgung und haben die Anforderungen an die Qualität überwiegend erfüllt. Das jedenfalls ist das Ergebnis von rund 1.800 Qualitätsprüfungen, die der Medizinische Dienst Nordrhein im Zeitraum zwischen Juli 2021 und Juni 2022, also während der Coronapandemie durchgeführt hat.

Die Prüfungen zeigen, dass die stationären Pflegeheime eine gute Grundpflege leisten. Dazu gehört etwa die Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und Flüssigkeitsversorgung. Auch Gruppenangebote zur Beschäftigung und zur Tagesstrukturierung gibt es im ausreichenden Maße vor Ort.

Bei den Prüfungen der ambulanten Pflegedienste schnitt ebenfalls die Ergebnisqualität bei der Körperpflege sehr gut ab. In 99,8 Prozent der Fälle war die Körperpflege aus Sicht der Prüferinnen und Prüfer angemessen und entsprach den Wünschen der Pflegebedürftigen. Positiv bewertet wurden auch die Beratungsleistungen der ambulanten Dienste. Dabei geht es zum Beispiel um Informationsgespräche und Beratungen der Pflegebedürftigen und der Pflegepersonen etwa zum Thema Flüssigkeitsversorgung, Ernährung oder Umgang mit einer Demenzerkrankung.

Neben der grundsätzlich guten pflegerischen Versorgung zeigte sich aber auch Verbesserungspotenzial. Das war insbesondere dann der Fall, wenn ein höherer pflegerischer Aufwand oder höhere pflegefachliche Anforderungen für die Versorgung der Menschen notwendig waren. Konkret: Je mehr Unterstützung ein pflegebedürftiger Mensch benötigte, je aufwendiger die Pflege war, desto schwieriger wurde es für einige stationäre und ambulante Einrichtungen, diesem gerecht zu werden.

Verbesserungspotenzial zeigte sich im stationären Bereich vor allem bei der Versorgung mit Medikamenten. In mehr als 20 Prozent der Fälle gab es dort Auffälligkeiten. So waren zum Beispiel Medikamentenpläne nicht korrekt, Bewohnerinnen und Bewohner erhielten falsche oder gar keine Medikamente oder in falscher Dosierung. Probleme bestanden zudem bei der Wundversorgung.

In der ambulanten Versorgung bestehen Verbesserungsmöglichkeiten insbesondere mit Blick auf den Kontakt mit der Ärztin und dem Arzt. Bei etwa einem Drittel der besuchten pflegebedürftigen Menschen wäre es aufgrund des gesundheitlichen Zustandes erforderlich gewesen, mit den behandelnden Medizinerinnen und Medizinern Kontakt aufzunehmen, doch das wurde versäumt.

Ein weiterer Punkt war das Thema Schmerztherapie: Bei fast einem Drittel entsprach das pflegerische Schmerzmanagement nicht den fachlichen Anforderungen. Es lag zum Beispiel kein aktuell gültiger Schmerzmedikationsplan vor oder die Schmerzmittel wurden in einer anderen Dosierung gegeben als angeordnet.

Bei der zeitintensivsten Form der ambulanten Pflege zeigten sich schließlich auch die meisten Defizite: bei der außerklinischen Intensivpflege, kurz AKI. Schwerstpflegebedürftige Patientinnen und Patienten, die künstlich beatmet werden oder tracheotomiert (Luftröhrenschnitt) sind, werden bei der AKI in der Regel von spezialisierten ambulanten Pflegediensten versorgt. Insbesondere in Wohngemeinschaften stellten die Prüferinnen und Prüfer erhebliche Versorgungsprobleme fest. Vor allem fehlte es an spezialisierten Pflegefachkräften, die sich mit der Pflege von beatmeten Menschen auskennen. So waren zum Beispiel bei etwa 18 Prozent der besuchten Bewohnerinnen und Bewohner keine kontinuierliche Beobachtung und ständige Interventionsbereitschaft gewährleistet. Vor allem die hygienischen Anforderungen wurden nicht eingehalten. Probleme gab es auch beim Schmerzmanagement. Bei fast einem Viertel der Pflegebedürftigen bestand nicht die Garantie, dass Alarme zu jeder Zeit wahrgenommen werden konnten.