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Im Dialog mit der Pflege: Entbürokratisierung mit Augenmaß

In der vergangenen Woche hatte der Medizinische Dienst Nordrhein zur Dialog-Veranstaltung mit der Pflege eingeladen. Unter dem Titel „Entbürokratisierung in der Pflege“ stand die Qualitätsprüfung im Mittelpunkt der Veranstaltung. Über die Frage, welche Regelungen überflüssig und welche sinnvoll sind und dem Wohl der Versicherten dienen, diskutierten über 70 Vertreterinnen und Vertreter von Pflegeeinrichtungen, Pflegekassen, Aufsichtsbehörden und Verbänden.

Ulrike Kissels, Pflegeleitung des Medizinischen Dienstes Nordrhein verdeutlichte anhand von Beispielen, wie überbordende Bürokratie Ressourcen auf allen Seiten bindet und dabei wenig über die Qualität der Pflege aussagt. Als Beispiel schilderte sie den bürokratischen Aufwand durch das Einholen der Einwilligung zur Befragung der Pflegebedürftigen bei Qualitätsprüfungen. Diese binde viel Personal und Zeit, verhindere aber gleichzeitig, dass die Prüfteams Menschen befragen, bei denen sie Auffälligkeiten feststellen. „Schließlich wollen wir dazu beitragen, dass die Pflege besser wird“, resümierte Kissels.

Anke Müller, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Senioren der Stadt Krefeld, und Jörg Schmidt, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheime der Stadt Krefeld, präsentierten ihre Vorstellung von einem Prüfverfahren, das die Perspektive der Pflegebedürftigen noch stärker in den Mittelpunkt stellt. Sie sind sich sicher, dass dafür ein System benötigt wird, das sich mehr am Versorgungsbedarf der pflegebedürftigen Menschen orientiert.

Dass es bereits jetzt schon viele Möglichkeiten der Entbürokratisierung im bestehenden System gibt, diese aber zu wenig genutzt werden, darauf machte Christine Völker aufmerksam. Die Referentin für Pflege beim Vdek NRW betonte, dass die Dokumentation mit der Einführung des Strukturmodells bereits entbürokratisiert worden sei. Doch nicht jede Einrichtung setze dies entsprechend um.

Gleiches sieht auch Kathrin Mangold, Leiterin der Geschäftsstelle des Bundesverbands Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen NRW. Digitalisierung könne in vielen Einrichtungen Prozesse verschlanken und den Dokumentationsaufwand reduzieren. Dennoch sind sich beide einig, dass in allen Bereichen noch Luft nach oben sei.

Bereits bestehende Möglichkeiten zur Entbürokratisierung schon jetzt stärker nutzen, ist auch der Standpunkt von Andreas Hustadt, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Nordrhein. Er begrüßte grundsätzlich die geplante Regelung, dass Heimaufsichten Teile ihrer Prüfungen durch den Medizinischen Dienst durchführen lassen können. Die konkrete Umsetzung hänge jedoch von der künftigen Ausgestaltung ab.

Petra Köster, Leiterin der Gruppe Altenpolitik, Pflegerecht und des Referats Grundsatz Pflegeversicherung des Gesundheitsministeriums NRW forderte eine Entbürokratisierung mit Augenmaß. Doppelstrukturen könnten vermieden werden, ohne dabei den Schutzauftrag aus den Augen zu verlieren. „Entbürokratisierung gelingt nur mit Vertrauen und Eigenverantwortung“, sagte Köster. Die große Kunst sei es, den Mittelweg zwischen Kontrolle und Eigenverantwortung zu finden. Schließlich biete Bürokratie auch verlässliche Regelungen, die dem Schutz der Pflegebedürftigen dienen.

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