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Pflegebedarf steigt und verändert sich – mehr Beratung gefragt

Der Pflegebedarf ist nicht nur bundesweit, sondern auch in Nordrhein deutlich gestiegen und hat sich stark verändert. Die Menschen werden früher pflegebedürftig und versuchen, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Chronische Gelenkerkrankungen haben bei den Pflegebedürftigen zugenommen. Der seit Jahren steigenden Pflegebedarf hat erhebliche Auswirkungen auf die Be-gutachtung des Medizinischen Dienstes und auf die Versorgung der Menschen.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr über drei Millionen Pflegebegutachtungen durchgeführt – rund 424.000 davon allein in Nordrhein. Dies bedeutet eine Steigerung von rund 7,2 Prozent zum Vorjahr. Ein Trend, der sich auch in NRW-Städten widerspiegelt. In Düsseldorf, Köln und Aachen etwa stiegen die Zahlen zwischen 3,9 und 12,2 Prozent. Erneute Rekorde. Denn die Zahl der Menschen, die Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung beziehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt.

Der Medizinische Dienst Nordrhein wertete nun Pflegegutachten aus einem Fünf-Jahres-Zeitraum aus, um herauszufinden, wie und warum sich der Pflegebedarf verändert. Der Report „Pflegebegutachtungen 2023“ zeigt, dass die Menschen in Nordrhein früher pflegebedürftig werden als noch vor fünf Jahren und meist unter mehreren chronischen Erkrankungen leiden. So hat insbesondere bei Frauen Polyarthrose, eine chronische Gelenkerkrankung, deutlich zugenommen. Depressive Störungen machen zwar nur einen kleinen Teil der pflegebegründenden Diagnosen aus, doch auffallend ist ihr starker Zuwachs. Vor allem jüngere Menschen werden aufgrund von Depressionen pflegebedürftig.

Die meisten Pflegebedürftigen sind Frauen. Es gibt heute gut doppelt so viele betroffene Frauen wie 2019 und fast jede zweite lebt allein. Sehr viele Pflegebedürftige werden von Angehörigen unterstützt und versuchen in der Regel, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Doch gerade bei der ersten Einstufung in einen Pflegegrad zeigt sich, dass häufig einfachste Hilfsmittel fehlen, um die Pflege zu erleichtern und das Leben in den eigenen vier Wänden weiterhin möglich zu machen. Es sind Hilfsmittel wie Rollatoren, Hausnotrufe, Duschhocker oder Toilettensitzerhöhungen, die durch die Gutachterinnen und Gutachter des Medizinischen Dienstes empfohlen werden. Sie stellen auch fest, dass bei Pflegebedürftigen und Angehörigen ein hoher Bedarf an Koordination und an Beratung besteht. Bei Fragen etwa zum Leistungsspektrum der Pflegeversicherung, zu Zusatzkosten und zu Entlastungs- oder Unterstützungsangeboten fühlen sich die Betroffenen nicht ausreichend informiert. Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen der Gutachterinnen und Gutachter, dass sich Betroffene bei der Organisation der Pflege häufig alleingelassen fühlen.

Eine Möglichkeit wäre, die Beratung auf die Gutachterinnen und Gutachter der Medizinischen Dienste zu übertragen. Darüber hinaus fordert der Medizinische Dienst Nordrhein eine Flexibilisierung der Begutachtungsformen, um dem steigenden Pflegebedarf gerecht zu werden und den Versicherten weiterhin einen schnellen Zugang zu Leistungen zu ermöglichen.

Presseinformation als pdf zum Download

Report Pflegebegutachtungen 2023 als pdf zum Download

 

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